1. Geschieberückhaltestation
Unmittelbar vor dem Schneckenhebewerk ist die Geschieberückhaltestation angeordnet. Funktion dieses Bauwerkes ist es, durch grobblasige Intervallbelüftung im Sammelraum die mineralischen Grobstoffe, wie z.B. Steine, Kies, Splitt von den abgesetzten organischen Stoffen zu trennen. Die schweren Mineralien bleiben im Sammelraum. Die organischen Stoffe gelangen über den Abwasserstrom in das Schneckenhebewerk. Eine automatische Ultraschallfüllstandsmessung zeigt an, wenn der Schacht gefüllt ist und durch ein mobiles Räumgerät entleert werden muss. Das Räumgut wird mit dem Sandfanggut gereinigt und gewässert.
2. Einlaufhebewerk
Das
Einlaufhebewerk besteht aus 3 Förderschnecken.
Eine
Schmutzwasserschnecke: Förderleistung 76 l/s
Eine
kleine Regenwasserschnecke: Förderleistung 140 l/s
Eine
große Regenwasserschnecke: Förderleistung 450 l/s
3. Das Rechengebäude
Im Rechengebäude befinden sich verschiedene Anlagenteile.
- Der Rechen
- Die Rechengutwaschanlage
- Der Sandklassierer
Im ankommenden Abwasser befinden sich eine Menge Stoffe, wie z. b. Essensreste,
Toilettenpapier, Hygieneartikel usw., die entfernt werden müssen. Diese Aufgabe
übernimmt der Rechen. Ein Rechen besteht im wesentlichen aus Stahllamellen, die
quer zur Fließrichtung des Abwassers in die Einlaufrinne eingelassen wurden. An
diesen Lamellen bleiben alle Stoffe hängen, die größer als 0,5 cm sind.
Eine Mechanik transportiert diese Stoffe aus dem Abwasser heraus. Sie werden in
einer Rechengutwaschpresse ausgewaschen und in einen Container abgeworfen. Der
volle Container wird von einem Entsorgungsdienst regelmäßig entleert.
4.
Sandwaschanlage
Im
Rechengebäude befindet sich außerdem der sog. Sandklassierer oder Sandwäscher.
Durch Straßeneinläufe gelangt Sand ins Abwasser der entfernt werden muss, da er
sich sonst in den nachfolgenden Becken absetzen würde. Das aus dem Sandfang
(Beschreibung siehe weiter unten) abgepumpte Sand-/Wassergemisch gelangt in den
Sandklassierer. Hier wird durch ein Rührwerk eine kreisförmige Strömung
erzeugt, wodurch der Sand sich am Boden absetzt und das Wasser über eine Kante
oben ablaufen kann. (Das Prinzip kennt jeder, der schon einmal Teeblätter in
eine Tasse getan hat und dann mit einem Löffel umrührt. Die Teeblätter sammeln
sich in der Mitte der Tasse.)
Durch Zugabe von Frischwasser wird der Sand von Fäkalienresten befreit und in
einen Container ausgetragen. Der saubere Sand hat nur noch einen organischen
Anteil von ca. 0,2% und kann deshalb bedenkenlos im Straßen- oder Kanalbau
eingesetzt werden.
5. Einlaufmengenmessschacht
Gemäß
der Eigenkontrollverordnung wurde hinter der Rechensandfanganlage ein MID-
Messschacht angeordnet. Er dient dazu die ankommende Schmutzwassermenge in
Kubikmeter zu messen.
6. Zwischenhebewerk
Das Zwischenhebewerk ist im Keller des neuen Maschinengebäudes installiert.
Aus einer Pumpenvorlage wird das Wasser über den Zulaufschacht in die Biocos-Anlage gepumpt.
- Förderleistung Pumpe 1: 7 bis 21 l/s
- Förderleistung Pumpe 2: 7 bis 21 l/s
- Förderleistung Pumpe 3: 14 bis 41 l/s
- Förderleistung Pumpe 4: 14 bis 41 l/s
7. Biologische
Reinigung mit dem Biocos-Verfahren
Die wesentlichen Vorteile des Biocos-Verfahrens sind:
- die kompakte Bauweise der biologischen Stufe
- der geringe Anteil an Maschinen- und Elektrotechnik
- die sichere und eisfreie Betriebsweise im Winter auch bei wenig Abwasserzufluss
- die kompakte Bauweise des Schlammspeichers und die Verknüpfung aller Becken untereinander zur Optimierung des Betriebes
- die komplette Abdeckung aller Becken und damit größere Sicherheit bezüglich der Geruchsemissionen
- zweistraßige
Ausführung verbunden mit einer größeren Betriebssicherheit
Beim Biocosverfahren wird zunächst Abwasser in ein belüftbares Belebungsbecken (B-Becken) und dann in ein Sedimentations- und Umwälzbecken (SU-Becken) eingeleitet, in dem mehrmals am Tag ein Betriebszyklus abläuft, bei dem Schlamm ins B-Becken rückgeführt (Sedimentationsphase „S“) und der Schlamm im SU-Becken wieder mit dem Wasser vermischt wird (Umwälzphase „U“). Anschließend sedimentiert der Schlamm nach Abschalten der Umwälzung (Vorabsetzphase „V“) und zuletzt wird Klarwasser abgezogen (Abzugsphase „A“). Das B-Becken und das SU-Becken werden ca. auf halber Beckentiefe hydraulisch miteinander zu kommunizierenden Gefäßen verbunden, um die Schlammrückführung vom SU-Becken ins B-Becken einfacher gestalten zu können. Durch den Zyklus im SU-Becken erreicht man, dass neben dem Schlamm im B-Becken eine große zusätzliche, biochemisch aktive Schlammmenge im SU-Becken zur Verfügung steht, die eine endogene Denitrifikation, eine biologischen Phosphorelimination und eine weitere CSB-Reduktion bewirkt und dass sich je Zyklus ein Flockenfilter bildet, der für einen feststofffreien Ablauf sorgt. Ein Betriebszyklus des Biocosverfahrens besteht im Allgemeinen aus den vier Phasen (S, U, V und A). Man kann deshalb vom vierphasigen Biocos-Verfahren sprechen. Kommunale Biocosanlagen werden in der Regel mit ca. 10 Zyklen pro Tag betrieben. In der S-Phase (Schlammrückführphase) wird gut eingedickter Schlamm vom Boden des SU-Beckens dem B-Becken hydraulisch zugeführt. Während dieses Vorganges wird der verdrängte Inhalt des B-Beckens über die Verbindungsöffnungen rückgeführt. Da beide Becken hydraulisch verbunden sind und annähernd gleichen Wasserspiegel aufweisen, ist dafür keine Energie erforderlich. Nach der S-Phase wird durch das Öffnen der Klarwasserschieber das gereinigte Abwasser dem Speyerbach zugeführt. In der U-Phase (Umwälzphase), die nur wenige Minuten dauert, wird der im SU-Becken vorhandene Schlamm aufgerührt, bis ein annähernd homogener Zustand erreicht ist. Am Ende der U-Phase ist im B-Becken eine wesentlich höhere Schlammkonzentration als im SU-Becken vorhanden. Der hohe TS-Gehalt im B-Becken wirkt sich positiv auf die biochemischen Prozesse aus. Ein niedriger TS-Gehalt im SU-Becken wiederum begünstigt die Absetzvorgänge des Schlammes. In der V-Phase (Vorabsetzphase) setzt sich der Schlamm ungestört ab, nachdem sich der Beckeninhalt des SU-Beckens beruhigt hat. Es bildet sich ein horizontaler Schlamm-spiegel, der mit annähernd konstanter Geschwindigkeit (ca. vs = 2,0 m/h) absinkt. Der langsam absinkende Schlammkörper wirkt als Flockenfilter, der auch kleine Schweb-stoffe aus dem sich darüber bildenden Klarwasserkörper herausfiltert und somit einen feststofffreien Klarwasserabzug garantiert.
8. Schlammbehandlung/Eindicker
Der bei der biologischen Abwasserreinigung anfallende Überschussschlamm wird in einen Eindicker/Schlammstapelbehälter gefördert. Der Schlammstapelbehälter hat ein Fassungsvermögen von 630 m³. Über eine Pumpe kann der Schlammspeicher entleert werden. Durch eine Abzugsvorrichtung wird Trübwasser abgezogen und in das Belebungsbecken zurückgeführt.
9. Schlammentwässerung/Zentrifuge
Der eingedickte Schlamm wird in einer Dekanterzentrifuge auf einen Trockensubstanzgehalt von ca. 22 - 25 % entwässert. Der entwässerte Schlamm wird in 2 Absetzmulden abgeworfen und kann zur thermischen Verwertung abtransportiert werden. Derzeit erfolgt die Schlammbeseitigung durch Abgabe zur landwirtschaftlichen Verwertung.
10. Ablauf Kläranlage
Wenn das Abwasser die
verschiedenen Reinigungsprozesse durchlaufen hat und das gereinigte Wasser über
den Ablauf in den Vorfluter fließt, liegt der Reinigungsgrad der gereinigten
Wassers bei 99,8 %.
11. Abluftbehandlung
Die Abluft des Rechen-/Sandfanggebäudes, des Schlammstapelbehälters, des Biocos-Beckens und der Schlammbehandlung wird in einem Biofilter gereinigt.
12. Regenüberlaufbecken
Ein
Regenüberlaufbecken (RÜB) ist ein Bauwerk der
Mischwasserkanalisation, das sowohl der Mischwasserentlastung als auch der Regenwasserbehandlung
dient.
Da
die Spitzenabflüsse der Mischwasserkanalisation bei Starkregen das 100-fache
des Trockenwetterabflusses ausmachen können und von der Kläranlage üblicherweise
nur der 2- bis 3-fache Schmutzwasserabfluss aufgenommen werden kann, ist eine
Entlastung des weiterführenden Kanals durch einen Regenüberlauf oder ein
Regenüberlaufbecken notwendig.
Während
ein Regenüberlauf nur die Trennung in den Zufluss zur Kläranlage (7- bis
15-facher Schmutzwasserabfluss) und die Entlastung zum Gewässer erlaubt, wird
im RÜB die entlastete Wassermenge in der Speicherkammer
zwischengespeichert und verzögert weitergegeben (Fangbecken) oder nach
mechanischer Reinigung in den Vorfluter entlastet (Durchlaufbecken).
13. Notstromaggregat
Das Notstromaggregat dient zur Aufrechterhaltung des gesamten Klärbetriebes bei Stromausfall.
14. Maschinengebäude
Im Keller des Maschinengebäudes wurden die Schlammförderpumpen für die Beschickung der Entwässerungszentrifuge und die Gebläse für die Belüftung der Biocosbecken aufgestellt.
15. Phosphatfällung und
Messstation
Über die Messstation wird der Phosphatgehalt im Zulauf und im Ablauf gemessen und das Fällungsmittel Aluminiumsulfat automatisch zu dosiert, um den behördlich festgelegten Überwachungswert des Phosphatgehaltes nicht zu überschreiten.
16. Aluminiumsulfatbehälter
17. Schaltwarte
Die Schaltwarte befindet sich im Erdgeschoss des Maschinengebäudes. Von dort wird die Kläranlage anhand eines Schaltbildes mit Darstellung des Klärprozesses und der Außenstationen (Fernwirkanlage) mit einem Prozessleitsystem überwacht und zum Teil gesteuert.
18. Labor
Das Labor befindet sich ebenfalls im Maschinengebäude. Im Labor werden täglich anfallende Wasseruntersuchungen, Schlammuntersuchungen mit verschiedenen Messverfahren durchgeführt.
19. Sandannahmestation
Sand aus Kanalreinigungen und von den Sandfanggerinnen aller Kläranlagen der VG Lambrecht werden hier angeliefert und über die Sandwaschanlage gereinigt.
20. Altes Betriebsgebäude
Im alten Betriebsgebäude sind nun die Sozial- und Sanitärräume für das Betriebspersonal untergebracht.
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